Inhalte dieser Seite:
Förderung sozialer Kompetenzen (A. Englbrecht)
Peer - Mediation / Streitschlichtung als Weg, um Konflikte gewaltfrei zu lösen (S. Küchler)
Mobbing - (k)ein Thema für die Schule? (C. Enders)


Förderung sozialer Kompetenzen in der Schule
(Arthur Englbrecht)

Was sind “Life Skills”?
Mit "Life Skills" sind diejenigen Fähigkeiten gemeint, die einen angemessenen Umgang sowohl mit unseren Mitmenschen als auch mit Problemen und Stresssituationen im alltäglichen Leben ermöglichen. Solche Fähigkeiten sind bedeutsam für die Stärkung der psychosozialen Kompetenz (= die Fähigkeit zu kritischer Selbstreflexion und zu adäquatem Sozialverhalten).
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Peer - Mediation / Streitschlichtung als Weg, um Konflikte gewaltfrei zu regeln
(Sabine Küchler)


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Für viele Kinder und Jugendliche ist Gewalt das einzige Mittel, mit dem sie ihre Probleme lösen können. Sie tun das nicht deshalb, weil sie Gewalt gut finden, sondern weil sie keine anderen Möglichkeiten kennen. Sie sehen Filme, die zeigen, dass man nur mit Gewalt etwas erreichen kann. Sie lernen von Erwachsenen, wie man sich in der Leistungsgesellschaft durch den Einsatz von „Ellbogen“ durchsetzen und erfolgreich sein kann. Sie wollen in ihrer „Peer-Group“, der Gruppe der Gleichaltrigen, anerkannt sein und nicht als „Schwächling“ gelten. Tatsächlich sind Kinder und Jugendliche aber sehr wohl in der Lage, Konflikte konstruktiv zu lösen und ihre Probleme ohne die (dauerhafte) Unterstützung von Erwachsenen anzugehen. Peer-Mediation ist eine Möglichkeit, wie Schülerinnen und Schüler durch Stärkung ihrer eigenen Verantwortung lernen können, auf Gewalt als Mittel zur Lösung von Konflikten zu verzichten.

Was ist Mediation?
Mediation ist ein Verfahren zur Konfliktlösung, das in den 60er und 70er Jahren in den USA entwickelt wurde und in vielen Bereichen (z.B. Nachbarschafts-, Scheidungs- und Mietrechtskonflikte) angewandt wird. Unparteiische Dritte vermitteln dabei im Konfliktfall, indem sie den Streitparteien helfen, eine selbstbestimmte Lösung für ihr gemeinsames Problem zu finden. Ziel ist es, eine Lösung zu finden, die für alle am Konflikt Beteiligten akzeptabel ist.

Bei der Streitschlichtung sind nicht Lehrer für die Konfliktbearbeitung zuständig, sondern Schüler tragen die Verantwortung für die Lösung ihrer Konflikte.


Rolle der Schlichter/Schlichterinnen:
  • Rahmen setzen, auf Einhaltung der Regeln achten, Vertrauen gewinnen
  • Ernst nehmen aller Standpunkte, Interessen und Gefühle wahrnehmen, keine Bewertung abgeben
  • für Fairness sorgen; gegenseitige Verletzungen unterbinden (Beleidigungen, Handgreiflichkeiten)
  • dafür sorgen, dass das Gespräch zwischen den Konfliktparteien in Gang kommt und das Gespräch bis zur Problemlösung strukturieren
  • den Beteiligten helfen, sich über ihre Gefühle und Interessen klar zu werden und sie verständlich zum Ausdruck zu bringen
  • Lösungen werden von den Betroffenen erarbeitet, nicht von den Schlichterinnen und Schlichtern. Es dürfen jedoch Ideen eingebracht werden, wenn den Konfliktparteien nicht genügend Lösungsmöglichkeiten einfallen.
  • die Schlichterinnen und Schlichter sollen kein eigenes Interesse an einem bestimmten Konfliktausgang haben (sie sollen sich „neutral“ verhalten), sondern sich für die Interessen und Belange beider Konfliktparteien einsetzen (d.h. sie sollen „allparteilich“ sein)
  • die Schlichterinnen und Schlichter sollen darauf achten, dass keine unrealisierbaren, nutzlosen Vereinbarungen getroffen werden


Schlichtungsablauf:
Vorstellung:
- Rolle des Schlichters beschreiben
- Vertraulichkeit zusichern
- Freiwilligkeit betonen

Einleitung:
- Schlichtungsziel: gemeinsame Lösung finden
- Jeder kommt nacheinander zu Wort
- Schlichter wiederholt und fasst zusammen bzw. achtet darauf,  dass wiederholt und zusammengefasst wird
- Regeln: ausreden lassen / höflich sprechen / keine Handgreiflichkeiten
- evtl. Anfang auslosen

Klärung:
- Austausch der Standpunkte
- Wiederholung der anderen Meinung
- Klärung der Sichtweisen

Lösungen:
- Lösungen sammeln (brainstorming)
- Lösungen abwägen und auswählen
- Abkommen genau formulieren und aufschreiben

Abschluss:
- für Mitarbeit bedanken
- evtl. zweiten Termin ausmachen
- Schlichtungsformular abheften
(vgl. Jefferys, K./Noack, U. 1998)


Schulpsychologen sind auf verschiedenen Ebenen mit Mediation befasst:
  • Sie bilden Schülerinnen und Schüler zu Streitschlichtern aus und betreuen diese.
  • Sie bilden Lehrerinnen und Lehrer fort, sodass diese als Multiplikatoren Schülerinnen und Schüler ausbilden können.
  • Sie beraten und betreuen Schulen bei der Implementierung des Streitschlichterprojektes.
  • Sie sind selbst als Mediatoren tätig, wenn sich Lehrer, Eltern und/oder Schüler bei Konflikten an sie wenden und um Beratung bitten.


Literatur zum Thema:
FALLER, Kurt/KERNTKE, Wilfried/WACKMANN, Maria (1996): Konflikte selber lösen: Ein Trainingsbuch für Mediation und Konfliktmanagement in Schule und Jugendarbeit. Mühlheim: Verlag an der Ruhr
JEFFERYS, Karin/NOACK, Ute (1998): Streiten, Vermitteln, Lösen: Das Schüler-Streit-Schlichter-Programm für die Klassen 5-10. Lichtenau: AOL
LEISS, Margit/KAEDING, Peer (1997): Peer-Mediation an Schulen. Ein Trainingsprogramm. Materialien aus der Arbeitsgruppe Beratung und Training (Fachbereich Psychologie der Universität Hamburg, Hg: A. Redlich), Band 1, Hamburg
WALKER, Jamie (2001): Mediation in der Schule. Konflikte lösen in der Sekundarstufe I. Berlin: Cornelsen


Informationen zur Autorin:
Dipl. Psych. Sabine Küchler, Beratungsrektorin, Staatliche Schulpsychologin
Staatliche Schulämter im Landkreis und in der Stadt Fürth
Dienststelle im Landkreis Fürth
GS Oberasbach-Altenberg, Kirchenweg 47, 90522 Oberasbach
Telefon und Telefax: 0911 / 810 19 68
e-mail: Kuechler@oberasbach.com


Mobbing - (k)ein Thema für die Schule?

(Christine Enders)
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