Lernberatung - Rezept oder Chance?

(Wolfgang Noller)
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Lernberatung heißt, Schülern zu helfen, selbst etwas zu bewegen, d.h. selbstgesteuertes Lernen zu praktizieren. Voraussetzung ist jedoch ein Mindestmaß an Motivation und Interesse.
Der Schwerpunkt einer sinnvollen Lernberatung sollte sein, das Lernen zu lernen. Darunter kann man folgendes verstehen:

Warum Lernberatung?
  • Das Lern- und Arbeitsverhalten erklärt ca. 30-40% der Schulleistungsunterschiede
  • Das Lernen lernen erfolgt nicht autonom, es ist abhängig von familiären und schulischen Bedingungen.
  • Die Selbständigkeit der Schüler soll gefördert werden, dazu gehört:
    • Die Lernzeit einteilen können, sinnvoll mit  Hilfsmitteln umgehen können, Strategien kennen, um sich Wissen einzuprägen und wieder abrufen zu können, die eigene Konzentrationsfähigkeit besser steuern können
    • Die Fähigkeit zu lernen wird in zunehmendem Maße zur Schlüsselqualifikation (Stichwort: lebenslanges Lernen)


    Lernberatung lässt sich in folgende Bereiche bzw. Strategien einteilen:



    Welche Ziele und Inhalte sollte eine sinnvolle Lernberatung haben?
    1. Optimierung des Wissenserwerbs, z.B. Unterscheiden von sinnreichem und sinnarmen Lernmaterial
    2. Einüben von Fertigkeiten (Training): schrittweises Vorgehen, zeitliche Einteilung der Übungen, Registrierung von Lernfortschritten
    3. Produktives Denken ist dann gegeben, wenn der Lernende selbständig zu neuen Erkenntnissen gelangt. Deshalb steht hier die Vermittlung von Problemlösestrategien im Vordergrund


    Welche Formen der Lernberatung und –förderung werden angewandt?

    Zu unterscheiden sind direkte und indirekte Lernförderung.
    In Anlehnung an den Unterrichtsstoff werden bei der direkten Förderung fachbezogene Lern- und Arbeitstechniken im Unterricht vermittelt. Dies kann in der Einzelförderung oder in Kleingruppen noch wesentlich intensiver und meist effektiver vermittelt werden.
    Eine indirekte Lernförderung wäre z. B. Beratung zur Gestaltung der Lernsituation (Zeit, Räumlichkeiten usw.)

    Lernberatung: Pädagogisch-psychologische Grundprinzipien:
    1. Vermittle viele spezielle Kenntnisse und Fertigkeiten
    2. Konzentriere dich stärker auf Lernprozesse als auf Lernergebnisse
    3. Vermittle die Strategien des Lernen Lernens mit der Erarbeitung wichtiger Inhalte


    Welche Effekte kann eine professionelle Lernberatung haben?
    Wirksamkeitsstudien belegen, dass Schüler, die beim Erlernen des Lernens gezielt gefördert wurden, sowohl ihr Lern- und Arbeitsverhalten als auch ihre Schulleistungen verbessern
    Je früher, d.h. bereits in der Grundschule, mit der Einführung von effizienten Lern- und Arbeitstechniken begonnen wird, desto besser.

    Schulpsychologische Angebote:
    • Beratung von Schülern, Eltern und Lehren im Einzelkontakt
    • Lerntrainings zum Lernen Lernen in kleinen Gruppen
    • Vermittlung des Knowhows an Lehrkräfte im Rahmen Päd. Konferenzen

    Literatur:

    • AOL (Unterrichtsmaterialien von Lehrern für Lehrer. Grundkurs: Das Lernen lernen
    • Keller, G. (1994). Lernförderung in der schulpsychologischen Beratung. In H. Mandl & H. Friedrichs (Hrsg.). Lern- und Denkstrategien. Analyse und Intervention (S. 251-264). Göttingen: Hogrefe
    • Keller, G. (1994). Pädagogische Psychologie griffbereit. Donauwörth: Auer.
    • Metzig, W. & Schuster, M. (1993). Lernen zu lernen. Heidelberg: Springer.
    • Weinert, F. & Schrader, F.-W. (1996). Lernen lernen in Enzyklopädie Psychologie

    Informationen zum Autor Wolfgang Noller , Staatl. Schulpsychologie
    HS Bismarckstr. 20
    90491 Nürnberg
    Tel.: 0911 – 551452
    E-mail: wolfgang.noller@web.de